MCBW 2016 - MUNICH CREATIVE BUSINESS WEEK

Zwischen Prunk, Protz und guter Gestaltung

Zum 5. mal nun fand in München die MCBW - die Munich Creative Business Week statt. Für eine Woche verwandelte sich die Stadt zu einem kreativen Ort der Begegnung zwischen Designern, Architekten, Firmen, Wirtschaftsvertretern und allen am Thema Interessierten....


Zum 5. mal nun fand in München die MCBW - die Munich Creative Business Week statt. Für eine Woche verwandelte sich die Stadt zu einem kreativen Ort der Begegnung zwischen Designern, Architekten, Firmen, Wirtschaftsvertretern und allen am Thema Interessierten. Durch diverse Veranstaltungsformate wie Ausstellungen, Workshops, Werkschauen und Podiumsdiskussionen wurde dabei der Gesellschaft das Thema Design näher gebracht. An verschiedenen Standorten in der Stadt entstanden Präsentationsflächen für Newcomer und Urgesteine der Designszene. So luden zum Beispiel Ingo Maurer und sein Designteam den Niederländer Dirk Vander Kooij ein, um gemeinsam mit ihm einen ca. 700 Quadratmeter großen Showroom zu bespielen. Auf zwei Etagen gab es sowohl altbekannte, als auch brandneue Entwürfe der oft skuril-künstlerisch anmutenden Leuchtobjekte der beiden Gestalter zu sehen.

 

Neben solch klassischem Autorendesign, stand bei der MCBW '16 auch die junge Start-up Szene im Fokus. Hierfür wurde sogar ein ganzer START-UP Tag in der alten Kongresshalle auf der Theresienwiese organisiert. Bei themenspezifischen Coachings und Workshops, wie Crowdfunding, Businessplaning uvm. und einem offenen Austausch in Form eines "Marktplatzes", sollte das nötige Gründerwissen vermittelt und nützliche Kontakte hergestellt werden. Bei der Demo Night bekamen 40 Start-ups und Nachwuchsdesigner die Möglichkeit ihre Innovationen und Ideen über einen kleinen Stand für potentielle Kunden und mögliche Unterstützer erfahrbar zu machen. Zwischen den Ausstellern fad man zumdem einige Infostände von Vertretern aus der Wirtschaft, die in allerlei Gründungsfragen berieten. Denn wie der Name der Kreativwoche schon vermuten lässt, geht es in vielen Belangen um "das Business" und die ökonomische Bedeutung des Designs. Auch wenn inflationäre Begriffe wie "Nachhaltigkeit", "Eco-Design" und "Langlebigkeit", sowie populäre, jedoch zusammenhangslose Grafiken von Stoffkreisläufen omnipräsent waren, basierten hier leider nur die wenigsten Idee auf rein ökologischen oder sozialen Interessen. 
Auch die internationale Handwerksmesse, die ebenfalls Teil der MCBW war, wirkte für eine Veranstaltung, bei der man eine gewisse handwerkliche Rauheit erwartet, unangemessen vornehm und schick. Da durften auch Pelzmantel, Hausboote und Horst Seehofer nicht fehlen. Die grauhaarige Münchner Schickeria flanierte hier zwischen einem Überangebot an "Schmuckdesign" und hochpreisiger Trachtenbekleidung hin und her. Viele der Ausstellungsstücke ließen sich dabei jedoch eher in die Sparte des verspielten Kunsthandwerks einordnen, als in die des professionellen Produkthandwerks. Einzig und allein die Ausstellungsfläche "Talente 2016 - Kaleidoskop der Ideen" wurde meiner Meinung nach dem Thema "Handwerk und Design" vollends gerecht. Die Sammlung zeigte Produktkonzepte internationaler Nachwuchstalente, die durch experimentelle Handwerkstechniken, neuartigen Materialien und cleveren Ideen neue Impulse für Innovation und Technik setzen. Ein Ort der MCBW der seine inspirierende und ansprechende Wirkung als Designvermittler nicht verfehlte und tatsächlich für hochwertige, aber nicht zu abgehobene zeitgenössische Gestaltung sensibilisierte. (Leider war das Fotografieren dort untersagt, deshlab gibt es dazu keine Bilder).
Ein weiteres überraschendes Highlight versteckte sich hinter der Veranstaltung "Schnitt und Schliff und Naht und Dübel", welche im MAGAZIN Store in den 5 Höfen stattfand. Der Laden führt ein liebevoll ausgewähltes Sortiment an Produkten verschiedenster Hersteller und Designer. Einige der Hersteller, wie die Freitag Brüder oder Eva Solo sind wohl bekannt, andere Entwürfe stammen aus weniger prominenten Händen. Und dennoch fügen sich alle hier käuflichen Stücke zu einem stimmigen Esemble zusammen, denn sie sprechen formal alle die selbe geradlinige und kompromisslos-ästehtische Produktsprache. Jedes hat seine Berechtigung. Am Mittwochabend konnte man vor Ort bei Häppchen und gutem Bier einer spannenden Podiumsdiskussion zum Thema " Handwerk und Design" lauschen. Die geladenen Gäste, darunter Sabine Meyer (Side by Side), Philipp Mainzer (e15) und Kuno Nüssli (Kunotechnik) stellten dabei einige ihrer, auf handwerklicher Produktion basierenden, Entwürfe vor und gleichzeitig in Frage. Wie wichtig ist das Handwerk im Design? Sind händisch gefertigte Produkt überhaupt massentauglich bzw. für die Masse bezahlbar? Und wollen sie das überhaupt sein? Auch wenn sich alle über die wachsende Bedeutung regionaler, handwerklicher Fertigung einig waren, so wissen sie auch um ihren Elitarismus. Deutsches Qualitätshandwerk ist nicht billig. Auf eine Zeit des Überflusses folgt aber dennoch bei vielen Konsumenten eine selbstbestimmte Reduktion auf wenige, ausgewählte Qualitätsprodukte. Das lässt sich der Kunde dann auch gerne etwas kosten. Hochwertige Materialien und eine gute Verarbeitung stellen sich in der Prioritätenliste wieder ganz oben an. Auf die Frage aus dem Publikum, warum der Beruf des Handwerkers trotz seiner offensichtlich sehr wertvollen Qualitätsarbeit aus sozialer Sicht nicht besonders angesehen ist, fällt keine zufriedenstellende Antwort. Dass ein Wandel des handwerklichen Images und eine verstärkte Fusion mit dem Designberuf längst überfällig sind, wird in diesem Moment wohl einigen klar. Wie viele der hier präsentierten Produkte zeigen, kann die Verbindung der beiden Berufsfelder Entwürfe mit viel größerem handwerklichen und gestalterischen Tiefgang entwicklen, als dies im Alleingang jemals möglich wäre.
Um alle Lokalitäten des MCBW Events zu erreichen lohnt es sich die U-Bahn zu nehmen. Auch viele kleine, in der Stadt verstreute Läden und Pop-up Räumlichkeiten bieten Präsentationsfläche für Ausstellungen und Produktinszenierungen. Zu den Hotspots gehörten unter anderem eine Sammlung neuen koreanischen Designs im Nationalmusem (Korea Now), eine Inszenierung luxuriöser Küchenutensilien japanischer Designer (Delicious Design) und eine Galerie mit einigen Universal-Design Konzepten verschiedener Hochschulen und Hersteller.
Die Pop-up Ausstellung mit dem Titel "Repack", welche sowohl bewährte, als auch innovative Methoden in Materialität- und Ressourcenverwendung im Verpackungsdesign beleuchtete, zählte nicht nur wegen seines ungewöhnlichen, etwas raueren Präsentationsumfeldes in einer öffentlichen Straßenunterführung (Maximiliansforum) zu meinen Favoriten.
Auch das Kinderkunsthaus war wegen seiner Thematik für mich ein persönliches Highlight. Bei dieser Einrichtung handelt es sich um eine Art offene Kreativ-Werkstatt für Kinder. Den Kleinen soll dort ganz ungezwungen ästhetische Bildung vermittelt und der Freiraum für künstlerisches Schaffen gegeben werden. Sie werden dabei sowohl mit materiellen, als auch digitalen Werkzeugen des Gestaltens vertraut gemacht und lernen ihre schöpferisches Potential spielerisch und experimentell zu entfalten.

Insgesamt gab es in dieser Woche vom 20.-28. Februar 2016 an vielen schönen Eckchen Münchens, viele interessante Dinge zu sehen. Auch wenn die Wege zwischen den Standorten oft weit und für nicht Ortskundige etwas schwer zu durchblicken waren, haben sich besonders die versteckten Creative Spots gelohnt zu besuchen. Denn im Gegensatz zu den größeren Events schien mir hier eine designinteressierte, gesellschaftliche Mitte angesprochen und nicht eine kapitalträchtige Elite. Und trotz alledem blieben in vielen Fällen immer noch eine große Portion unternehmerische Selbstvermarktung, ökonomische Effizienz und Konsumbegeisterung übrig.

Es ist eben immer noch München - zum Glück.

 

- Nina

 




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Kommentare: 6
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