DEGGINGER HAUS

Eröffnung des Regensburger Deggingerhauses als kreativer Meetingpoint

Das Degginger ist ein historischer Patrizierbau in Mitten der Regensburger Altstadt, welches nun durch die Kultur- und Kreativwirtschaft bespielt und belebt werden soll. Konzerte, Kunstausstellungen, Workshops und anderen Events soll dort in Zukunft mehr Raum gegeben werden...


Am Wochenende (19.-21. November) war ich in Regensburg zur Eröffnung des Deggingerhauses. Das Degginger ist ein historischer Patrizierbau in Mitten der Regensburger Altstadt, welches nun durch die Kultur- und Kreativwirtschaft bespielt und belebt werden soll. Konzerte, Kunstausstellungen, Workshops und anderen Events soll dort in Zukunft mehr Raum und Möglichkeit gegeben werden. Drei Räume auf rund 400 Quadratmetern stehen den Akteuren der Kultur- und Kreativwirtschaft im Degginger von nun an zur Verfügung. Außer diesem oberflächlichen Hintergrundwissen hatte ich kein Ahnung, was mich erwarten wird, da die Facebook-Veranstaltung doch etwas kryptisch formuliert war. Als ich am Sonntag morgen dort aufschlug, gab es im provisorischen Cafe erstmal einen Kaffee und einen interessante Weißwurstkreation als kostenloses Willkommenspräsent. Das machte auf jeden Fall schonmal gute Laune. Im Anschluss begann die angekündigte Podiumsdiskussion"Kreative Stadt | Akteure an der Schnittstelle zwischen Ehrenamt, Kultur- und Wirtschaftsförderung". Den Einstieg machte Jürgen Enninger, Leiter des Kompetenzteam Kultur- und Kreativwirtschaft München, mit einem sehr gehaltvollen Impulsvortrag über finanzielle Wertschätzung von Kreativarbeit. Seit meinem Besuch im Rosenwerk, hatte ich mir selbst oft die Frage gestellt, wie der Spagat zwischen einer industriefernen sharing economy und der eignen Subsistenz zu schaffen sei. Genau dieser Frage ging Enniger in seiner Rede etwas unternehmerisch auf den Grund. So sagte er zum Beispiel: "Nicht nur schadet man sich selbst, wenn man für die eigene kreative Arbeit zu wenig verlangt, man schadet der ganzen Kreativbranche." Denn so sehr sich die Kreativszene auch oft gegen den negativ besetzten Wirtschaftsgedanken wehrt und ihm Unfreiheit und selbstzerstörerische Absichten vorwirft, so sehr braucht sie auch seine finanziellen Mittel. Wenn man mit seiner Kreativität und seinen Ideen Geld verdienen will/muss, dann bleibt einem oft nichts anderes übrig, als wirtschaftlich zu denken und zu handeln. Es biete sich an, so Enninger, Kultur- und Wirtschaftsreferate als Kooperationspartner ins Auge zu fassen oder kulturelle Bildung zu betreiben. Auch eine Teilzeitbeschäftigung oder "Patchwork-Arbeit" sollten die Kreativen nicht ausschließen, um ihre eigenen Projekte koexistent finanzieren zu können. Der Vortrag griff sehr viel von dem auf, was mir in den letzten Wochen im Kopf herumschwirrte und bestätigte mich darin, dass sich auch mit unkonventionellen Projekten wie Dein Ding keine finanziellen Probleme ergeben müssen.

 

Danach ging es weiter mit der eigentlichen Podiumsdiskussion, in der mehr "genörgelt" als diskutiert wurde. Das bemängelte zumindest der im Publikum sitzende Joachim Wolbergs, Oberbürgermeister der Stadt Regensburg. All zu großes Unrecht hatte er damit auch nicht. Die Diskutierenden Peter Lang, Johannes Sturm, Renate Christin und David Liese lobten zwar das Engagement der Initivative des Deggingerhauses, ließen aber auch erkennen, dass das Getane entweder noch nicht genug sei oder für sie persönlich nicht besonders nützlich. Ich war überrascht, denn für mich als Außenstehender wirkte es, als ob Regensburg für seine überschaubare Größe von 150.000 Einwohnern ein spektakuläres kulturelles Angebot und eine Vielzahl an Möglichkeiten bietet! Doch wie es in der Kreativszene eben so ist, will jeder sich selbst verwirklichen und immer etwas neues schaffen. Aus diesem Grund werden bestehende Strukturen oft gar nicht erst genutzt. Richtiges Netzwerken und niederschwellige Kommunikationsmöglichkeiten waren hier mehrmals auftretende Begriffe. Die Diskussion machte auch deutlich, dass Regensburg mit den gleichen Problemchen zu kämpfen hat, wie andere „Creative-Spaces“: es gibt jede Menge Ideen, es werden euphorisch Pläne geschmiedet und wenn es an die Umsetzung geht, wird die Masse der vielen Stimmen sehr träge. Vielleicht also sollten bestehende Angebote effektiver genutzt und mit neuen Ideen befruchtet werden.

Als ich mir nach der Diskussion den Rest der Räumlichkeiten ansah, wurde noch nicht richtig deutlich, was genau auf der Fläche passieren solle, aber davon lebt das Konzept ja schließlich auch. Es soll vielfältig sein und durch seine Akteure immer wieder neu definiert werden. Es gibt dort auch einen kleinen Workshopraum in dem Tische und Spinde zu finden sind. Eine Werkstatt ist es noch nicht, aber wer weiß was noch wird. Generell ist in den Räumlichkeiten des Deggingers sehr viel Wert auf Reduktion und Interpretationsspielraum gelegt. Die Liebe liegt da eher in Details, wie den alten Schulstühlen und -tischen. In ein paar Monaten soll der komplette Innenraum nochmal etwas aufwändiger und weniger provisorisch umgestaltet werden. Doch bereits jetzt sieht man eindeutig, dass hier Leute mit Geschmack und Verständnis für gute Gestaltung am Werk waren. Seit der Eröffnung ist nun an mehreren Tagen der Woche ein tolles Programm geboten und Kunst und Kultur hat eine weitere Möglichkeit sich zu entfalten und zu präsentieren.

 

Ich bin gespannt wie es weiter geht.

 

 

- Nina




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